Norwegen – oder Abenteuer, Natur und Gemeinschaft

Abenteuer, Natur und Gemeinschaft, das sind eigentlich drei Worte, die bezeichnend sind für die Pfadfinderei. Doch auf Fahrten ins Ausland bekommen diese Begriffe nochmal einen ganz anderen Tiefgang und eine ganz andere Dimension. Jeder, der schon einmal gemeinsam mit seinem Stamm auf einer Auslandsfahrt war, weiß vermutlich wovon ich spreche. Doch warum sind solche Fahrten so intensive Erlebnisse, die es schaffen uns noch ein wenig enger zusammenzuschweißen?

So war es beispielsweise auch bei unserer Norwegen-Fahrt auf die Lofoten Anfang August. Das eigentliche Abenteuer beginnt nämlich bereits Monate vor der Fahrt. Bei der Planung in den Leiterrunden wächst Woche um Woche die Vorfreude auf den lang ersehnten Tag 1 der Fahrt. Jeder fragt sich „habe ich alles, was ich brauche“ oder „wie wird das fremde Land sein“. Und dann, wenn es endlich losgeht und niemand seine offensichtliche Vorfreude mehr verbergen kann geht es plötzlich ganz schnell. Nach einigen kurzen Zwischenstopps ist man ehe man sich versieht schon auf der Fähre Richtung Moskenes auf den Lofoten. Von hier aus geht es zu Fuß weiter. Anfangs schmerzt der schwere Rucksack zwar noch, aber nach einiger Zeit wird er von Tag zu Tag immer leichter. Man bewegt sich abseits der Zivilisation, vollkommen ohne Verbindung zur Außenwelt und trifft anfangs zwar noch auf etliche Backpacker, doch mit der Zeit auf immer weniger bis man teilweise mehrere Tage vollkommen alleine unterwegs ist. Das Abenteuer besteht neben der Vorfreude in erster Linie in der absoluten Flucht vor dem Alltag und dem Abgeschnitten sein.

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Die Natur erlebt man nirgend anders derart intensiv, wie auf einer Fahrt. In Norwegen können wir neben atemberaubenden Berglandschaften, malerische Fjorde, riesige Gletscher, schimmernde Bergseen oder auch allerlei aus der Tierwelt, wie Orcas, Steinadler oder springende Fische bestaunen. Bei gutem Wetter kann man problemlos unter freiem Himmel schlafen und da die Sonne niemals untergeht rund um die Uhr die atemberaubende Landschaft genießen. Durch das tägliche Vorankommen wartet jeden Tag eine neue wunderschöne Szenerie auf uns. Doch auch die Unzähmbarkeit und Wildheit der Natur kann man auf einer Fahrt erfahren. Zum Beispiel, wenn man von einem enormen Platzregen überrascht wird, während man sich gerade im Abstieg von einem Berg befindet, wenn man in eine Nebelfront gerät und vor einer Steilwand Halt machen muss bis sich der Nebel auflöst, sodass man den Weg wieder finden kann oder wenn die Zeltstangen unter dem Druck der Windböen brechen und man Unterschlupf bei einem sehr freundlichen älteren Norweger in seiner Fischerhütte gewährt bekommt.

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Natürlich gibt es auf solchen Fahrten auch reichlich Potential für Reibereien und kleine Streitigkeiten, sei es die Routenplanung, der Nutella-Konsum einiger Personen, die allgemeine Reisegeschwindigkeit oder was es zum Abendessen geben soll. Das Schöne an solchen Fahrten ist jedoch, dass man sich miteinander arrangieren muss. Man kommt einander nicht aus, man muss auf den Anderen zugehen und Kompromisse eingehen. Das fördert nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch das Verständnis füreinander. Nur wenn man sich auf so eine Art und Weise aufeinander einlässt, kann man zusammenwachsen. Und wer dann abschließend schon einmal mehr als 24 Stunden gemeinsam an einen Flughafen verbracht hat ohne einen Lagerkoller zu bekommen oder genervt von den anderen das Weite zu suchen, der weiß, dass man wohl wahrlich zusammen gewachsen ist.

So eine Fahrt ist einfach ein derart einmaliges Erlebnis, bei dem die drei Pfadfinder-Faktoren Abenteuer, Natur und Gemeinschaft so zusammenkommen, wie das sonst nirgends anders der Fall ist. Fahrten sind derart besonders und einzigartig, weil man diese drei Dinge zusammen noch intensiver erlebt als dies auf einem Lager oder in einer Gruppenstunde bereits der Fall ist.

Bericht und Bilder: VCP Berg